Kinder in Nepal müssen aus den verschiedensten Gründen auf der Straße leben. Viele von ihnen fliehen vor -oft alkoholbedingter- Gewalt und Missbrauch aus ihren Familien oder werden verstoßen, wenn ihre Eltern sich trennen oder ein Elternteil stirbt und der verbleibende Elternteil einen neuen Partner findet.
Immer wieder sieht man auch Geschwisterpaare oder Kinder, die mit der ganze Familien auf der Straße leben. Andere Straßenkinder sind Vollwaisen und haben niemanden mehr, der für sie sorgen könnte.
Ersteinmal auf der Straße angelangt besteht für die Kinder kaum mehr Hoffnung darauf, wieder in ein normales, geregeltes Leben zurückzukehren. Sie verfügen über keinerlei Ressourcen, um dies aus eigener Kraft zu bewerkstelligen und staatlicherseits wird nicht viel getan, um ihnen zu helfen.
An einen Schulbesuch ist in ihrer Situation meist nicht einmal zu denken. Folglich gibt es für sie auch kaum eine Zukunftsperspektive.
Diese Hoffnungslosigkeit und die Tatsache, dass die Kinder auf der Straße ganz erheblich mit Gewalt, Missbrauch (also ausgerechnet dem, wovor viele geflohen sind), großem Hunger, Krankheit und viel Missachtung konfrontiert sind führt dazu, dass sie sich in den Konsum von Drogen flüchten. Und da das der einzig zur Verfügung stehende Weg ist, ihre Leiden wenigstens vorrübergehend zu lindern –oder vielmehr zu betäuben- beginnen die meisten der Straßenkinder schon sehr früh damit.
Neben Alkohol und Marihuana stellt Klebstoff dabei die am häufigsten konsumierte Droge dar. Klebstoff ist in Nepal relativ billig, an fast jedem Straßenkiosk zu bekommen und legal – und damit das „perfekte“ Betäubungsmittel für die Straßenkinder. Neben der von den Kindern mit dem Schnüffeln bezwecken Linderung ihrer Leiden wird das Inhalieren der Klebstoffdämpfe jedoch schnell zur Sucht und verursacht schwerste Langzeitschäden an Gehirn, zentralem Nervensystem und verschiedenen inneren Organen – bis hin zum Tod.
Ebenso wie der Bedarf der Kinder an Essen und Trinken muss der Drogenkonsum natürlich irgendwie finanziert werden. Nur wenige Straßenkinder haben das Glück, sich mit einem kleinen Job wie dem Sammeln von Müll etwas Geld verdienen zu können. Die meisten Kinder sind gezwungen zu betteln, kleinere Eigentumsdelikte zu begehen oder sic h zu prostituieren, um an ein paar Rupien zu kommen.
Das Betteln dürfte auch ein wesentlicher Grund dafür sein, dass besonders viele Straßenkinder in den touristisch erschlossenen Gegenden wie Katmandu leben. Denn nur dort trifft man auf die reichen Touristen, die vielleicht ein wenig Geld aus ihrer Urlaubskasse opfern, um einem Kind etwas Essen zu spendieren.
Oft ist zu beobachten, dass die obdachlosen Kinder sich zu kleinen Gruppen zusammenfinden und so auch zusammen leben. Diese kleinen z.T. hierarchisch organisierten Gemeinschaften bieten wenigstens etwas Schutz vor Übergriffen und ein bisschen Geborgenheit.
Aufgrund der fehlenden medizinischen Versorgung, dem Drogenkonsum, den katastrophalen hygienischen Bedingungen, unter denen die Straßenkinder leben und der Hoffnungslosigkeit erkranken viele von ihnen schwer und sterben sehr früh.
Ihre einzige Chance, sich aus dieser von ihnen unverschuldeten Situation zu befreien besteht darin, in ein Hilfsprojekt aufgenommen zu werden, einen Entzug zu durchlaufen, medizinisch versorgt zu werden und zur Schule zu gehen.